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Selbständig als Erzieher:in - mehr Mut sein eigener Chef zu sein;

25. 01. 2020

Ich weiß gar nicht mehr genau, wann es bei mir anfing und ob es einen bestimmten Auslöser gab für meine innere Kündigung. Aber es war anscheinend ein schleichender Prozess. Nach vielen Jahren als Leiterin in unterschiedlichen Kitas bin ich mit meiner Kreativität und auch Leidenschaft zum Beruf immer wieder schmerzhaft gegen die Wand gerannt. Ich fühlte mich oft als kleines Rädchen im Getriebe trotz meiner Leitungsfunktion. Wo war auf einmal das Feuer, die Begeisterung für meinen Beruf, der doch für mich eigentlich schon immer mehr Berufung war? Die Folge: Ich wurde immer wieder krank.

Das es vielen Arbeitnehmern auch so geht, habe ich neulich in der aktuellen Gallup-Studie gelesen mit interessanten, aber auch erschreckenden Zahlen: Demnach verrichten 69% der Arbeitnehmer nur Dienst nach Vorschrift und 16% haben bereits innerlich gekündigt. Die Folgen einer fehlenden emotionalen Bindung an den Arbeitgeber: Die Motivation sinkt in den Keller, die Kreativität bleibt auf der Strecke, von Leidenschaft für den Job ganz zu schweigen. Dabei könnte dies ganz einfach verhindert werden, wenn Mitarbeiter mit ihren Ängsten, Sorgen und Wünschen erst genommen werden, wenn sie wertgeschätzt werden, wenn sie den Raum bekommen, sich mit ihren Kenntnissen und Fähigkeiten zu entfalten, im sozialen Gefüge der Kollegen ihren Platz finden. Weg von Zahlen und starren Hierarchien wieder hin zu mehr Menschlichkeit und Miteinander im Arbeitsleben.

 

Mein Weg zurück zum beruflichen Glück

 

Ich habe es irgendwann nicht mehr ausgehalten. So konnte es nicht weitergehen. Ich wollte meinen eigenen Weg gehen. Und dieser Weg führte mich 2016 in die Selbstständigkeit. Klar, es war ein Sprung ins kalte Wasser, aber ich musste etwas ändern. Und diese Entscheidung habe ich nie bereut. Heute lebe ich meinen Beruf und bin unendlich froh, selbstbestimmt und unabhängig arbeiten zu können. Ich bin frei in meinen Entscheidungen. Durch meine zeitlich begrenzten Einsätze in unterschiedlichen Kitas bei Personalengpässen nehme ich den Alltag mit den Kids viel bewusster und intensiver war. Ich bin immer direkt mit den Kindern beschäftigt, kann ihnen meine ganze Zeit und Aufmerksamkeit widmen, keine Nebentätigkeiten mehr. Mein Knowhow aus der langjährigen Berufserfahrung stelle ich den Erzieherkollegen gern zur Verfügung. Ich habe immer die Perspektive von außen und erkenne daher auch Probleme und kritische Situationen in den Einrichtungen – ein Aspekt, der im letzten Jahr dazu führte, nun auch Coachings für Kindertageseinrichtungen anzubieten.

 

Keine Angst vor einer unsicheren Auftragslage

 

Was viele davon abhält, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen, ist die Angst vor einer unsicheren Auftragslage. Auch ich hatte hier anfangs Bedenken, aber die haben sich schnell in Luft aufgelöst. Denn auch die Träger profitieren sehr von meiner Dienstleistung. Wenn sie auf mich aufmerksam geworden und mit meiner Arbeit zufrieden sind, kommen sie gern wiederholt auf mich zurück und vermitteln mich in ihre Einrichtungen. Worauf es also ankommt, ist, sich einen guten Namen zu machen, sich kontinuierlich weiterzubilden und eventuell auch mit neuen Ideen sein Portfolio zu erweitern.

Ein Angestelltenverhältnis ist für mich heute nicht mehr vorstellbar. Natürlich erfordert es sehr viel Disziplin, sein eigener Chef zu sein. Aber das war für mich nie ein Problem, ich war schon als Kind sehr organisiert und diszipliniert.

 

Mit meinem Herzensbusiness stieg die Lebensqualität

 

Heute fühle ich mich nicht mehr gefangen in meinem beruflichen Alltag. Vielleicht auch deshalb, weil es diesen „Alltag“ gar nicht mehr gibt. Jeder Tag ist anders, immer wieder andere Einrichtungen, neue Menschen, andere Eindrücke und daraus hervorgehend auch immer wieder neue Ideen. Und meine Gedanken und Erfahrungen möchte ich nach außen tragen, um auch anderen Erziehern zu zeigen, dass es viele Möglichkeiten gibt, um glücklich und erfüllt zu arbeiten.

Statt wie früher nach einem langen Arbeitstag müde und ausgelaugt das nächste Wochenende herbeizusehnen, engagiere ich mich heute auch außerhalb meines Business. Dankbar und bis in die Haarspitzen motiviert, lege ich besonderes Augenmerk auf Projekte, wo ich etwas zurückgeben kann, von alldem was ich bekommen habe. Denn eine gute Betreuungsqualität für unsere Kinder und motivierte und zufriedene Erzieherkollegen sind für mich eine Herzenssache. Und ich weiß, dass ich noch viel bewegen kann.

 

Wenn auch du mit dem Gedanken spielst, dich als Erzieher/in selbstständig zu machen, aber noch viele Fragen offen sind oder du dich nicht traust, diesen Weg allein zu gehen, dann freue ich mich über deine Nachricht.

 

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